Fass mich an!

| Laura Tapphorn

Wetten, dass Sie ohne hinzusehen und nur durch Ertasten und Fühlen eine Ferrero-Rocher-Kugel an der Form und Beschaffenheit der Verpackung erkennen? Oder die berühmte Cola-Flasche? Das klassische Nutella-Glas? Alles Marken, die sich nicht nur durch verdammt erfolgreiche Werbemaßnahmen und große Markenbekanntheit, sondern eben auch durch ihre absolut einzigartige Haptik auszeichnen.Die Produktverpackungen schreien förmlich "Fass mich an".

 

Jeder kennt das: Etwas Interessantes will "begriffen" werden, im wahrsten Sinn des Wortes. Drehen, Wenden, Berührern, Anfassen, Ertasten der Form, der Oberfläche, der Struktur, das alles passiert unbewusst und ist fast nicht steuerbar. Handelt es sich um ein dreidimensionales Objekt, kann das Gehirn unabhängig von den anderen menschlichen Sinnen alleine durch die Haptik einen Gegenstand wahrnehmen und wiedererkennen. Man kann also schon sagen: Dinge, die sich gut anfühlen, werden wieder gekauft, auch wenn diese Entscheidung meist nicht bewusst wegen der Haptik geschieht. 

 

Die Technik geht noch einen Schritt weiter: Nehmen wir Ihr Smartphone. Angenehm glatte, handschmeichelnde Oberflächen, oftmals aus Glas, flach wie eine Flunder. Und das, obwohl eine rauere Oberfläche und ein kompakteres Design eigentlich sinniger wäre: Wer das Display seines Handys bereits einmal mir Rissen verziert hat, weil es ihm aus der Hand gerutscht ist, weiß Bescheid. Aber der mensch assoziiert glatte Oberflächen mit hoher Wertigkeit, und raue nunmal nicht. Deswegen werden uns weiterhin sehr, sehr teure Handys aus der Hand rutschen. Frauen haben diese haptische Wahrnehmung übrigens noch optimiert: Auch im dunkelsten Club wird Frau durch sorgfältiges Ertasten des Inhalts ihrer Handtasche ihren (glatt verpackten) Lippenstift wiederfinden. Fazit: Befummeln erwünscht!

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